Der Kunstbrücke Panketal Jahresrückblick 2023

Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu. Hatten wir vor einem Jahr noch gehofft, das neue Jahr werde deutlich besser als das zurückliegende, müssen wir wohl eingestehen: Die Hoffnungen wurden allenfalls teilweise erfüllt. Zwar haben wir Corona zum größten Teil hinter uns gelassen, aber die Kriege in der Ukraine sowie in Israel und Palästina und die damit verbundenen Verwerfungen verunsichern oder überfordern gar viele von uns. 
Um so wichtiger ist es, die positiven Dinge, die es zweifelsohne auch gibt, nicht aus den Augen zu verlieren oder besser noch positive Erlebnisse zu schaffen. Auch in diesem Sinne möchten die Mitglieder des Kulturvereins „Kunstbrücke Panketal e.V“ ihr Engagement verstanden wissen. Das Zusammenleben in unserer Gemeinde wird erst „rund“, wenn wir als Bürgerinnen und Bürger gemeinsame Erfahrungen und teilen und mit- und füreinander einstehen. Gerade in einer „überschaubaren“ Gemeinde wie Panketal, wo man den Bürgermeister, den Feuerwehrchef, die Vorsitzende des Sportvereins und und und noch persönlich kennen und ansprechen kann, ist dieses füreinander Einstehen möglich, wenn man es will. 

Januar

Finissage: „Drei Künstler – drei Welten“ 

Rund 30 Interessierte fanden sich am Sonnabend, den 28. Januar in den Räumen des IB Mehrgenerationenhauses am Genfer Platz im Panketaler Ortsteil Schwanebeck ein, um der Finissage der Ausstellung „Drei Künstler – drei Welten“ beizuwohnen. 

Neben einem letzten Blick auf die zahlreichen Zeichnungen und Grafiken der Künstler:innen Mariia Mehidei, Helmut Bräutigam und JP Bouzac genossen die Anwesenden das musikalisches Programm, dargeboten von Natalia Mihai, Markus Schweiger und Niels Templin ebenso wie Lesungen von Helmut Bräutigam und seiner Frau Bianca. Während er eine humorvolle, bislang unveröffentlichte Geschichte aus dem Leben seines Freundes JP Bouzac zum Besten gab, las die Ehefrau des Grafikers Helmut Bräutigam einen Auszug aus dem Buch „Mauerfälle“, einem autobiographischem Text des in Deutschland lebenden Vietnamesen Dang Lanh Hoang (welcher bereits in Panketal gastierte). 

Februar 

Kino in Panketal - „Komasaufen“

Am Freitag, den 10. Februar 2023, präsentierte der Kulturverein „Kunstbrücke Panketal e.V.“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kino in Panketal“ in Anwesenheit des Regisseurs Bodo Fürneisen das bewegende deutsche TV-Drama „Komasaufen“. 
Fürneisen, der das aufrüttelnde Drama 2013 für das Fernsehen inszeniert hat, berichtete von den Schwierigkeiten, das harte Ende beim Sender durchzusetzen. „Uns war von Anfang an klar, dass wir nach dieser Geschichte kein „Ist ja alles gar nicht so schlimm-Ende“ zeigen können“, erklärte der Filmemacher in der anschließenden Gesprächsrunde. 

Der ebenfalls anwesende Stephan Graupner von der Drogenberatungsstelle „experience“ in Bernau schilderte aus seiner Sicht die Probleme bei der Suchtberatung und rückte zurecht, was im Volksmund etwas vereinfacht dargestellt wird: „Sucht kommt nicht unbedingt von „Suchen“, sondern sollte in erster Linie als Krankheit betrachtet und behandelt werden!“ 
Kritisch bemerkte der ehemalige Jugendarbeiter, dass sich unser Schulsystem seit mindestens 15 Jahren nicht verbessert habe und die aufklärende Arbeit unter Schülerinnen und Schülern nicht immer erleichtere. 

Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine – Benefizkonzert mit ukrainischen Gästen

Auf Initiative der Kunstbrücke waren zwischen dem 18. und 17 Februar 18 Gäste aus der westukrainischen Stadt Lwiw (Lemberg) zu Gast. Die 16 Kinder und Jugendlichen sowie ihre zwei erwachsenen Begleiter waren Angehörige des Gesangsstudios des Kinderkunstzentrums „FoRa“ beziehungsweise des Familienensembles „Kudovba Four“. 
Ziel der Einladung war ein kultureller Austausch zwischen künstlerischen Akteuren aus der Ukraine und dem Barnim einerseits sowie die Teilnahme der jungen Sängerinnen und Sänger an einem anlässlich des ersten Jahrestags des Kriegsbeginns geplanten Benefizkonzertes in Panketal.
Mit Unterstützung der Gemeinde und der Bürgerstiftung Panketal organisierten wir ein Rahmenprogramm für die Gäste. Mehrere Abstecher nach Berlin (u.a. Besuch im Deutschen Bundestag, klassisches Konzert, Stadtbummel) inkl. spontaner Auftritte Unter den Linden gehörten ebenso dazu wie eine Fahrt nach Eberswalde in den Zoo, eine Wolfswanderung durch Hobrechtsfelde.
Nach einem Auftritt in der Kulturbühne „Goldener Löwe“ in Wandlitz kam es dann am 25. Februar zum großen Benefizkonzert aus Anlass des Jahrestages des Überfalls Russlands auf die Ukraine. 
Das drei Stunden währende Konzert unter Mitwirkung zahlreicher Solisten und Orchestermusiker aus collegium musicum Panketal sowie der Musikschule „Hugo Diestler e.V.“ Eggersdorf bot einen Einblick in das beachtliche Repertoire der ukrainischen Gäste, das von klassischer Arie über Balladen, Volkslieder bis zu aktuellem Pop reicht. Im Zuge des Konzerts kamen insgesamt rund 3000 Euro Spenden zusammen, die in die Finanzierung eines Ultraschallgerätes für das Sheptytsky-Krankenhauses in Lwiw flossen.  

April

Lesung mit Stephan Hähnel: „Gift hat keine Kalorien“

Am Freitag, den 21. April 2023 gab der in Berlin lebende Autor in der Bibliothek Kostproben aus seinem reichhaltig schwarzhumorigen Repertoire. 
Einführend erklärte Hähnel dem zahlreich erschienenden Publikum verschmitzt: "Als Krimiautor, Spezialgebiet Schwarzer Humor, stelle ich mir wichtige Fragen: Wie kann man die Reihen der Nachbarschaft auf ein erträgliches Maß ausdünnen? Oder wie beschneidet man den Familienbaum rein erbtechnisch gesehen so, dass er sich zur vollen Blütenpracht entwickelt?“ Um sodann anhand mehrerer kurzer und kürzerer Geschichten zu belegen, wie mögliche Antworten auf diese Fragen aussehen könnten.  

Hähnel machte in seinen Geschichten deutlich, dass Männer und Frauen in manchen Punkten grundverschieden sind und deshalb „das unfreiwillige Hinscheiden“ des einen oder der anderen zumindest in manchem Fall als vermeintlich beste Lösung angesehen werden kann. Ob „vergesslicher Professor“ oder die „beste Freundin Alexa“, ob kaltblütig geplanter Mord oder Totschlag aus „Notwehr“ - Hähnels Protagonistinnen und Protagonisten sind oftmals selbst überrascht vom Ausgang ihrer eigentlichen Pläne. 

Das Panketaler Publikum – die Bibliothek war bis über den letzten Platz hinaus besucht – erlebte einen gut gelaunten und doppelbödig formulierenden Autor, der mit Witz, Humor und hintergründigem Charme den Finger in so manche „Beziehungswunde“ legte und in manchmal beinahe schon loriothaftem Sprachstil die Abgründe menschlichen Verhaltens analysierte. 

Mai / Juni

Vernissage und Ausstellung im Rathaus - „Raum für kreative Köpfe“

Wer im Mai und Juni im Panketaler Rathaus zu tun hat, kommt an ihnen nicht vorbei - an den vielen „kreativen Köpfen“ im wahrsten Sinne des Wortes ebenso wie an den vielfältigen künstlerischen Arbeiten der vielen kreativen Schülerinnen und Schüler der Kunstklassen des Gymnasiums Panketal im Allgemeinen. 

Ester Coppola, Kunstlehrerin am Gymnasium, versucht ihre Schülerinnen und Schüler mit möglichst viel Praxisbezug für ein Thema zu begeistern.  

„Köpfe und Gesichter“ sind offensichtlich ein bestimmendes Thema der ausgestellten Exponate: Ob DaDa-Anklänge kombiniert mit Ready-Mades, ob modisch anmutende Pop-Art-Köpfe oder venezianische Masken - immer wieder regt Coppola ihre Schülerinnen und Schüler dazu an, sich mit Köpfen und Gesichtern auseinanderzusetzen und zu versuchen, hinter die Fassade, die Maske sozusagen, zu blicken. Historische Themen erhalten dabei meist einen aktuellen Bezug, so wie beim Thema „Kämpfende Formen“ automatisch Assoziationen zum Ukrainekrieg geweckt werden oder die Maske des „Pestdoktors“ heute natürlich einen Corona-Bezug erhält. Vergangenheit und Gegenwart mit den Mitteln der Kunst zu verbinden, ist Coppolas Art, ihren Schülern die Beschäftigung mit „klassischer Kunst“ schmackhaft zu machen. 

Am Dienstag, den 9. Mai fand die feierliche Vernissage zu dieser von Ester Coppola kuratierten Werkschau mit Bildern, Collagen und Masken statt. Musikalisch begleitet wurde die Ausstellungseröffnung mit Werken von Schülern der 7. bis 10. Klassen von der Band „Small change“der Neuen Musikschule Bernau / Panketal und ihrer Sängerin Noemi Schubert. 

Zahlreiche Rathausmitarbeitende ließen es sich nicht nehmen, die Ausstellung zu kommentieren: „So etwas hatten wir hier noch nie. Toll!“ lauteten die Aussagen. 
Nach einem Rundgang durch die zahlreichen und sehr unterschiedlichen Exponate dieser spannenden Werkschau des Gymnasiums Panketal wird man als Betrachter wohl vergessen haben, dass man Kunst aus den Händen von „Kindern und Jugendlichen“ vor sich hat. So künstlerisch vielschichtig, so beeindruckend und auch so virtuos sind die ausgestellten Werke! 

Juni

Klassik Open Air: Mit Mandoline und Erdbeerbowle

Am Samstag, dem 24. Juni, verwandelte sich der Schulhof der Grundschule Zepernick wieder in einen großen Open-Air-Konzertsaal. 
Unter der musikalischen Leitung von Niels Templin war das collegium musicum Panketal mit Gästen zu erleben. 
Die Mandoline, Instrument des Jahres 2023, war Anlass, das selten gespielte Concerto C-Dur für Mandoline, Streicher und Basso continuo von Antonio Vivaldi zu Gehör zu bringen. Der international renommierte Berliner Musiker Ingo Kroll, der mit seiner virtuosen Spielfreude bereits in der New Yorker Carnegie Hall und mit den Berliner Philharmonikern, der Staatskapelle, dem Konzerthausorchester, dem Deutschen Symphonie-Orchester 
dem Deutschen Symphonie-Orchester oder dem Rundfunk-Sinfonieorchester auftrat, drückte dem ersten Stück des Nachmittags seinen ganz eigenen musikalischen Stempel auf. Und das, obwohl er verletzungsbedingt nur eingeschränkt agieren konnte. 

Auch der zweite Programmpunkt bot kurzweilige musikalische Unterhaltung: W.A. Mozarts „Serenata notturna“ für zwei Violinen, Viola, Pauken und Streicher zählt zu den „musikalischen Scherzen“ des schon zu Lebzeiten populären „Popstars“ Mozart. 

In der Pause stärkten sich viele Besucherinnen und Besucher mit frischer Erdbeerbowle oder anderen Getränken, die von Mitgliedern des Vereins Kunstbrücke ausgeschenkt wurden.

Nach der Pause ging es weiter mit der „Melodie“ von Myroslaw Skoryk sowie mit der „Simple Symphony“ von Benjamin Britten (1913 - 1976).  
Mit „Vier kleinen Tanzstücken“ von Béla Bartòk ging ein beschwingter Konzertnachmittag unter blauem Himmel mit viel Applaus und Blumen für die Solisten zu Ende.

Juni – Juli – August 

Open Air Sommerkino in Hobrechtsfelde

Am 17. Juni war es soweit - auf dem Gelände des Gutes Hobrechtsfelde startete die Veranstaltungsreihe „Open Air Sommerkino Hobrechtsfelde“ in ihre erste Saison.

Interessierte Besucherinnen und Besucher konnten im Frühjahr unter www.kunstbrueckepanketal.de über die Filmauswahl abstimmen. Insgesamt wurden rund 1.800 Stimmen für die 30 zur Auswahl stehenden Filme in drei Kategorien abgegeben. 

In der Kategorie Krimi wurde als erster Film der amerikanische Mystery-Thriller „Shutter Island" mit Leonardo die Caprio gezeigt.

Bereits um 20.00 Uhr trafen die ersten Interessierten ein, um sich einen Platz in der ersten Reihe" zu sichern. Auch das Wetter hatte ein Einsehen und eine wärmende Sonne am fast strahlend blauen Himmel über Hobrechtsfelde tauchte das Gutsgelände in ein warmes Licht. 

Bevor der Film mit dem Sonnenuntergang gegen 21.45 Uhr begann, konnten sich die Zuschauerinnen und Zuschauer am Imbissstand von Gastronom Christoph Reckert mit Wiener Würstchen und Getränken stärken oder eine Tüte frisch zubereitetes Popcorn kaufen - Kinofeeling inklusive. 

Gegen 0 Uhr machten sich die Teilnehmer auf den Heimweg. Das leichte Frösteln, das den einen oder anderen überkam, war wahlweise der zwischenzeitlich abgekühlten Luft oder der schaurig intensiven Krimihandlung zuzuschreiben. 

Mit der charmanten französischen Komödie „Die fabelhafte Welt der Amelie“ ging das Open Air Sommerkino Hobrechtsfelde am 15. Juli in die zweite Runde.

Ab 20.00 Uhr strömten die Gäste auf das Gelände der Agrar GmbH Gut Hobrechtsfelde und sicherten sich gute Plätze. Das Team um Gastronom Christoph Reckert („James Bier & Garten“) bot diesmal original ungarisches Gulasch, Bratwurst und Halloumi vom Grill sowie diverse Getränke an. Ein Renner war zweifellos der Apérol Spritz, der bei den noch immer gemessenen 30° Celsius eine willkommene Erfrischung darstellte.  

Während des rund zweistündigen Films um die verträumte und doch oft unglückliche Amelie Poulain sorgten ein paar laue Regentropfen für Abkühlung der anderen Art. Das Gewitter, das sich über Berlin und Bernau mit starkem Wetterleuchten, Donner und Regenschauern „zu Wort“ meldete, machte jedoch einen großen Bogen um Hobrechtsfelde. Erst nach Filmende sorgte ein kurzer Regenschauer für einen äußerst effizienten und schnellen Abbau der Technik.

Am 19. August fand auf dem Gutsgelände in Hobrechtsfelde der dritte Film der Sommerkino-Saison unter freiem Himmel statt. In der Rubrik „Kultfilm“ wurde der amerikanische Musicalfilm „Dirty Dancing“ gezeigt, der mit über 32% der Stimmen gewählt wurde. 

Schon lange vor 20.00 Uhr drängten sich zahlreiche Besuchergruppen auf das Gelände hinter der Reithalle des Gutes Hobrechtsfelde und suchten nach dem besten Platz für ihre mitgebrachten Sitzgelegenheiten - seien es Klapp- oder Liegestühle, Picknickdecken oder Gartenbänke. 

Das Team um Christoph Reckert („James Bier & Garten") und Tina Philipp (Agrar GmbH Gut Hobrechtsfelde) hatte alle Hände voll zu tun, um die zahlreichen Gäste mit Bratwurst, Halloumi oder Aperitif zu versorgen. Ein Highlight war die eigens für diesen Abend kreierte und liebevoll zubereitete Melonenbowle. 

Bevor der Film gegen 21.30 Uhr starten konnte, hatten die Mitglieder des veranstaltenden Vereins „Kunstbrücke Panketal e.V.“ die unangenehme Aufgabe, die letzten Interessierten auf das Gelände zu lassen. „Mit gut 400 verkauften Karten waren wir am Limit“, erklärt Thorsten Wirth, einer der Initiatoren der Veranstaltung. "Obwohl wir mit einer hohen Nachfrage gerechnet hatten, wurden wir von dem überwältigenden Interesse doch ein wenig überrollt. Das eingezäunte Gelände fasst leider nur eine bestimmte Anzahl von Zuschauern, und wir müssen und wollen die Sicherheit der Menschen gewährleisten. Es tut uns leid, dass wir potentielle Besucher wegschicken mussten“. 

Die mehr als 400 Zuschauer genossen unter klarem Sternenhimmel rund 100 Minuten lang einen Musikfilm, dessen Dialoge viele der Anwesenden mitsprechen konnten und der auch mehr als 35 Jahre nach seiner Uraufführung nichts von seinem Charme und seiner Faszination verloren hat. Auch nach dem offiziellen Ende des Films blieben viele Besucher noch sitzen und ließen den gelungenen Abend ausklingen.

„Wir freuen uns sehr über den regen Zuspruch und werden auch im nächsten Jahr eine Neuauflage des Open-Air-Sommerkinos in Hobrechtsfelde anbieten. Insgesamt rund 650 Besucherinnen und Besucher sind eine gute Basis für die nächste Saison.“ resümierte der Vorsitzende des Kulturvereins, Niels Templin, abschließend.

September

Konzert: „Jazz `n Goods“ mit Torsten Goods und Peter Inagawa

Der deutsche George Benson" (Süddeutsche Zeitung) Torsten Goods kam am 10. September zu einem intimen Konzert nach Panketal. Der Ausnahmegitarrist und Sänger  kehrte nach langer Schaffenspause und Krankheit mit neuer Kraft und frischem Spirit auf die Bühne zurück. 
Zusammen mit seinem Musikerkollegen Peter Inagawa trat Goods im Atrium der Grundschule Zepernick auf. Gemeinsam spielten sie Jazz-Standards neueren und älteren Datums, aber auch Eigenkompositionen waren zu hören. 

Das jazzinteressierte Panketaler Publikum erlebte ein besonderes Konzert, in dessen Mittelpunkt zwei begnadete Musiker standen, die sich ohne langes gemeinsames Üben oft nur durch Blickkontakt verständigten und dennoch ein außergewöhnlich harmonisches Zusammenspiel entwickelten. Die Besetzung mit nur zwei Instrumenten schafft eine klangliche Transparenz, die sonst von vielstimmigen Bands überdeckt wird. Eine spannende klangliche Abwechslung wurde dadurch erreicht, dass Peter Inagawa zwischen E-Bass und Kontrabass wechselte und so völlig unterschiedliche Klangfarben erzeugen konnte.

Bei einigen Stücken überzeugte der Gitarrist Goods auch gesanglich mit seiner weichen und ausdrucksstarken Stimme und verlieh den Stücken einen unverwechselbaren Klang. Zwischen den Stücken von Charlie Parker, Sonny Rollins und Thelonius Monk sowie Eigenkompositionen von Goods und Inagawa erzählten die Musiker kleine Anekdoten aus ihrem Leben. 

Torsten Goods, der bisher noch nicht im Barnim aufgetreten war, zeigte sich angenehm überrascht von der herzlichen Aufnahme durch das Panketaler Publikum und versprach wiederzukommen.

Oktober

Musikalische Lesung mit Hansjoachim Baier

Am Freitag, den 13. Oktober 2023 las der in Panketal lebende Musiker und Autor Hansjoachim Baier im IB Mehrgenerationenhaus am Genfer Platz in Schwanebeck aus seinem Buch „Kind sein in Brandenburg an der Havel“

Hansjoachim Baier, Jahrgang 1940, ist einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen des Kriegsalltags in Deutschland. Durch den authentischen Stil seiner Erzählungen lässt er die Stadt, ihre Bewohner und die sie umgebende herrliche Natur mit ihren zahlreichen Seen und Flüssen wieder auferstehen und seine Leser daran teilhaben. 
Baiers Erzählungen sind persönlich, immer aus der Perspektive des Heranwachsenden geschrieben, und doch entführen sie den Leser in konkrete historische Ereignisse. Bei Baier wird Geschichte durch das Erzählen von Geschichten lebendig! 

Für die jüngere Generation kaum nachvollziehbar sind Baiers Schilderungen vom Hunger in den ersten Nachkriegsjahren, als die ganze Familie zum Getreidestoppeln aufs Feld eilte oder mangels anderer Süßigkeiten Eichelkonfekt zum begehrten Objekt der Begierde wurden. Die Schilderungen der „Normalität“ des Fliegeralarms mit dem schnellen Aufsuchen der Luftschutzkeller in den letzten Kriegstagen wirken angesichts der aktuellen Ereignisse in der Ukraine, in Israel oder im Gazastreifen leider wieder hochaktuell. Das Flakgeschütz, das nach Kriegsende von den Nachbarskindern zum Karussell umfunktioniert wurde, steht sinnbildlich für die scheinbare „Normalität“ des Kriegsalltags und eine dennoch unbeschwerte Kindheit in schwerer Zeit.

Hansjoachim Baier schildert alltägliche Ereignisse aus seiner Kindheit. Erlebnisse der letzten Kriegsgeneration, die es in absehbarer Zeit nur noch in Form von Überliegerungen geben wird. Umso wichtiger ist es, dass viele, vor allem jüngere Menschen, diese Berichte und Anekdoten lesen oder hören und sich auch in Zukunft bewusst machen, dass Krieg niemals ein erstrebenswerter Zustand sein kann. 

Die Lesung wurde von Schülerinnen und Schülern der Neuen Musikschule Bernau / Panketal musikalisch umrahmt. Unter der Leitung von Charlotte und Niels Templin brachten die jungen Musikerinnen und Musiker -von Andrej Tsvetkov am Klavier begleitet-  unter anderem den Kanon zu drei Stimmen von Hansdieter Meier und die Arie aus der „Bauernkantate“ von J. S. Bach zu Gehör. Nach der Pause erklangen u.a. das Menuett aus der „Wassermusik“ von Händel sowie das witzige Stück „Tonango“ des zeitgenössischen Komponisten Patrick Hagen. Abgerundet wurde der von Hans Baier lebendig und ansprechend intonierte Vortrag durch die beiden sehr gegensätzlichen Stücke „Prelude“ und „Gavotte“ des russisch-sowjetischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch. 

November

Am Freitag, den 17. November 2023 las der in Panketal lebende Autor Harald Jähner aus seinen Büchern „Höhenrausch" (2022) und „Wolfszeit" (2019, Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse). 

Der Germanist, Historiker und Publizist Harald Jähner, bis 2015 Feuilletonchef der „Berliner Zeitung", war im Rahmen des bundesweiten Vorlesetages zu Gast bei der Kunstbrücke Panketal e.V.". 

Gleich zu Beginn des Abends erläuterte der Autor den rund 50 Zuhörern, dass der gängige  Überlieferungskanon die Geschichtsschreibung nach 1945 ins Negative gewendet habe, während Zeitzeugen nur wenige Jahre nach Kriegsende durchaus auch von vielen positiven Erlebnissen berichtet hätten. So habe es in Berlin bereits wenige Wochen nach dem Krieg über 50 Tanzlokale gegeben, in denen sich die vergnügungssüchtigen Überlebenden zum Schwoof trafen. Diesem breiten Spektrum gibt Jähner in „Wolfszeit“ mit seinem aus vielen Einzelschilderungen komponierten Überblick eine Stimme.  
Mit der Faszination des Spätgeborenen lernt man auch in „Höhenrausch“ eine Zeit kennen, in der das traditionelle Leben aus den Fugen zu geraten schien: So wurden Frauen durch die in großer Zahl entstandenen Büroarbeitsplätze unabhängiger von einem „Ernährer“ und damit selbstständiger, was für große Verwerfungen in der von Männern dominierten Gesellschaft führte. 
Ob „Automobilistinnen“ wie Erika Mann oder Clärenore Stinnes, ob Autoverehrer wie Bert Brecht (mit seiner Hymne auf den „Steyrwagen“) oder Fortschrittsverweigerer wie Ernst Jünger - der unaufhaltsame Wandel erfasste alle Teile der Gesellschaft stärker denn je. „Höhenrausch“ versammelt eine Vielzahl unterschiedlicher Stimmen der 1920er Jahre und bietet einen ungemein facettenreichen Einblick in Alltag, Arbeit und Freizeit der Menschen vor 100 Jahren - jenseits der offiziellen Geschichtsbücher. 

„Hier vor heimischem Publikum gibt es keine Anonymität, ich gehe gewissermaßen aus der Deckung“, erklärte der Publizist und Historiker Jähner den Anwesenden. „Denn hinterher kann es passieren, dass ich an der Supermarktkasse angesprochen werde, weil jemand etwas aus den Büchern weiter diskutieren möchte. Insofern ist die Lesung heute hier in Panketal schon etwas Besonderes für mich.“ 

Bereits am Vormittag hatte der Vorlesetag in Panketal mit zahlreichen Aktionen in verschiedenen Kindertagesstätten begonnen. Zahlreiche ehrenamtliche Vorleserinnen und Vorleser lasen vor vielen kleinen Zuhörerinnen und Zuhörern, so auch Kunstbrücken-Mitglied Jürgen Schneider in der Kita „Traumschloss“. "Rund ein Drittel aller Eltern lesen ihren Kindern derzeit nicht vor, stellt die „Stiftung Lesen“ fest. Vorlesen ist der erste wichtige Schritt zur Lesekompetenz der Kinder. Ohne Lesekompetenz sind Kinder aber ein Leben lang benachteiligt! Dem wollen und müssen wir entgegenwirken“, so Niels Templin vom Verein „Kunstbrücke Panketal e.V.“. „Wenn auch Sie anderen vorlesen möchten, egal ob Kindern oder Senioren, dann melden Sie sich bei uns. Wir beraten Sie gerne und stellen den Kontakt zu interessierten Einrichtungen her. Vorlesen ist einfacher, als man denkt“.

Zwischen Anpassung und Tod – Musik im Spannungsfeld von Diktatur und Ausgrenzung

Als der Berliner Schauspieler und Sprecher Alexander Bandilla am Sonnabend, den 25. November, im Panketaler Rathaus mit seinen einführenden Worten begann, war es mucksmäuschenstill im Foyer, in dem die Veranstaltung „Verbotene Musik - unterdrückt, zensiert, ausgegrenzt“ stattfand. 
Der Verein „Kunstbrücke Panketal e.V.“ hatte zu dem moderierten Konzert eingeladen, das unter dem Motto stand: „Künstler kann man unterdrücken, verbieten, einsperren oder ermorden. Die Unterdrücker kommen und gehen, aber die unterdrückte Kunst bleibt! Sie überdauert die Zeit, sie überdauert Bevormundung, sie überdauert Umbrüche. Mit etwas Abstand wird sie immer wieder mit neuen Augen gesehen und mit anderen Ohren gehört.“

Bandilla führte mit sonorer Stimme und ruhigem, sanftem Duktus durch das Thema und eröffnete mit seinen kurzweiligen Ausführungen zu Leben und Werk der einzelnen Künstler einen mitunter neuen, klareren Blick auf die gehörte Musik. Ob Fanny Hensel, der als hochbegabte Musikerin und Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy eine musikalische Karriere verwehrt blieb, ob Pablo Casals, der aus Spanien floh, weil er das Franco-Regime ablehnte, ob Mykola Lyssenko, der unter dem Druck der zaristischen Zensur seine in ukrainischer Sprache komponierte Oper ins Russische übersetzte, ob Niccolo Paganini. der von der katholischen Kirche als „Teufelsgeiger“ verunglimpft wurde, oder Victor Jara, der chilenische Musiker und Sozialist, der von Pinochets Schlägern misshandelt wurde und noch im Angesicht des Todes singend zum Widerstand aufrief - ihre Stücke wurden von den anwesenden Musikerinnen und Musikern im ersten Teil des Abends mit großer Anteilnahme und Aufmerksamkeit interpretiert. In immer wieder wechselnden Besetzungen zwischen Soloauftritt und Streichquartett gaben Cornelia Börngen (Violoncello), Charlotte und Niels Templin (Violinen) sowie Frederike Templin (Viola) Kostproben ihres beachtlichen Könnens.  Oft begleitet am Klavier von Christina Hanke-Bleidorn, Korepetitorin an der Hochschule für Musik „Hans Eisler“. Herausragend auch Niels Templin mit seiner Interpretation der „Caprice Nr. 23“ von Niccolo Paganini. 

Die Suite für zwei Violinen" von Grazyna Bacewicz eröffnete den zweiten Teil des Abends.  Die Komponistin und Musikerin musste sich wie ihre Kollegen im von Nazi-Deutschland besetzten Polen mit „Kaffeehausmusik“ über Wasser halten, denn „ernste“ Kunst war bei Todesstrafe verboten.
Tragisch und viel zu früh endete das Leben des böhmisch-jüdischen Komponisten Erwin Schulhoff in einem nationalsozialistischen Internierungslager. Da seine Musik wegen seiner jüdischen Abstammung als „entartete Kunst“ geschmäht wurde und Aufführungen seiner Werke ab 1933 verboten waren, geriet er lange Zeit in Vergessenheit und wurde erst Ende des 20. wiederentdeckt.
Mit Dmitri Schostakowitsch, der in der Sowjetunion vor allem nach außen hin stets hochgehalten wurde, endete der zweite Teil der Veranstaltung. Alexander Bandilla skizzierte das Spannungsfeld zwischen Anpassung und Ablehnung in der Stalin-Diktatur und beleuchtete die innere Zerrissenheit des Weltstars Schostakowitsch mit Zitaten seiner Freunde. So kamen zwei Stücke zur Aufführung, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Das volkstümliche „Prälude und Gavotte“ sowie zwei Auszüge aus dem intellektuell anspruchsvolleren „Klavierquintett op. 57“.

Mit lang anhaltendem Beifall neigte sich nach gut zwei Stunden ein abwechslungsreicher Abend dem Ende zu, der auch zum Nachdenken über Politik, Demokratie und Kunstfreiheit anregte.

Wir freuen uns auch im Jahr 2024 auf Sie als Besucher unserer Veranstaltungen. Konzerte mit Jazz oder Klassik, Lesungen, Sommerkino und vieles mehr – auf unserer Homepage www.kunstbrueckepanketal.de finden Sie jederzeit aktuelle Informationen und können sich Tickets für die demnächst geplanten Veranstaltungen reservieren. 

Kulturverein „Kunstbrücke Panketal e.v.“ 
Der Vorstand 
 

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